“Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit Adjektiven und Adverbien.” Dieses Zitat von Stephen King ist dir sicher schon einmal begegnet. Eines der ersten “Gesetzmäßigkeiten” des Schreibens, das einem angehenden Autor über den Weg läuft und oft wird es missverstanden. Sehen wir uns einmal an, was Adjektive und Adverbien sind, warum zu viele davon schädlich sein können und wo sie sinnvoll eingesetzt werden. Denn keineswegs sollst du jetzt sämtliche Adjektive aus deinem Text streichen.
Inhaltsverzeichnis
Was sind Adjektive und Adverbien?
Gehen wir mal zurück und holen vielleicht verloren gegangenes Wissen zurück. Was Adjektive sind, weißt du vermutlich noch aus der Schule. Wir nannten sie auch “Wie”-Wörter. Bei den Adverbien wird es schon schwierig, also holen wir jetzt den Spickzettel raus …
Adjektive
Adjektive sind Wörter, die Eigenschaften oder Merkmale von Personen, Dingen oder Zuständen beschreiben. Sie beantworten die Frage, wie etwas ist.
Beispiele:
- Ein blühender Garten
- Ein spannendes Buch
- Eine freundliche Person
Adverbien
Adverbien modifizieren Verben, Adjektive oder andere Adverbien. “Modifizieren” bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Adverbien die Bedeutung oder den Umfang eines Verbs, Adjektivs oder eines anderen Adverbs verändern oder präzisieren. Sie geben zusätzliche Informationen, die erklären, wie eine Handlung ausgeführt wird, in welchem Ausmaß eine Eigenschaft zutrifft oder unter welchen Umständen etwas geschieht. In der Schule hast du sie vielleicht auch als Umstandswort bezeichnet.
Adverbien sind , also Umstandswörter und machen genauere Angaben zur Zeit, zum Ort, zum Grund oder der Art und Weise.
Beispiele:
- Er läuft schnell. (Modifiziert das Verb)
- Ein extrem spannendes Buch. (Modifiziert das Adjektiv)
- Sie liest sehr aufmerksam. (Modifiziert das Adverb)
Wenn du dich jetzt fragst, wie du Adjektive von Adverbien unterscheidest, dann kannst du versuchen das Adverb vor das Substantiv zu setzen. Ändert sich dadurch die Form, ist es ein Adjektiv, denn in der Regel ändern Adverbien ihre Form nicht. Ja, es gibt natürlich wieder Ausnahmen, am Ende spielt das alles für das Schreiben deines Romans keine große Rolle. Trotzdem noch ein Beispiel:
- Die Straße ist breit. – Die breite Straße. (Breit ist ein Adjektiv.)
- Die Straße ist hier. – Die
hiereStraße. (Hier ist eine adverbiale Bestimmung des Ortes.)
Warum zu viele Adjektive und Adverbien Gift für gute Texte sind
Das klingt eigentlich gut, liefern beide Wortarten genauere Informationen für unsere Leser:innen. Warum sind sie dann verpönt?
Hier sind einige Gründe, warum du ihren Einsatz überdenken solltest:
- Klarheit: Übermäßiger Gebrauch kann die Klarheit deiner Aussagen beeinträchtigen. Lesende werden mit unnötigen Informationen überfrachtet.
- Lesefluss: Ein Text voller Adjektive und Adverbien kann schwerfällig und unangenehm zu lesen sein.
- Plakativ: Adjektive und Superlative werden häufig in Werbetexten eingesetzt. Sie wirken plakativ und behaupten Dinge, die wir in belletristischen Texten besser zeigen.
Wo Adjektive und Adverbien Sinn machen
Ich habe es am Anfang bereits geschrieben, bitte fange jetzt nicht an, sämtliche Adjektive aus deinem Text zu streichen. Sie sind das Salz in deinem Manuskript. Natürlich möchtest du deine Geschichte nicht versalzen – dann wird sie ungenießbar. Fade soll sie aber auch nicht schmecken. Der rosarote, kuschelweiche, warme, gut duftende und herrlich flauschige Lieblingspulli sollte es also nicht sein. Entscheide dich daher für eine Eigenschaft, um Bilder im Kopf deiner Leser:innen zu wecken, ohne den Text zu überfrachten.
Werfen wir einen Blick auf Wirkung und Nutzen:
Betonung und Nuancierung
Adjektive und Adverbien können wichtige Nuancen und Betonungen setzen. Sie helfen, genauere Bilder im Kopf des Lesers zu erzeugen und Emotionen zu vermitteln.
Beispiele:
- Eine düstere Nacht schafft eine andere Atmosphäre als eine kalte Nacht oder gar nur eine Nacht.
- Er antwortete scharf, zeigt seine emotionale Reaktion.
Genrekonventionen
Die Verwendung von Adjektiven und Adverbien hängt auch vom Genre ab. Unterschiedliche Genres haben unterschiedliche Erwartungen:
- Liebesromane: Adjektive sind hier oft zahlreicher, um die Emotionen und Sinneseindrücke detailliert zu beschreiben.
- Beispiel: “Ihr strahlendes Lächeln erhellte den dunklen Raum.”
- Krimis und Thriller: Besonders im hardboiled Stil wird oft auf einen sparsamen Einsatz gesetzt, um die knappe, nüchterne Sprache zu betonen.
- Beispiel: “Der Raum war leer. Er zog an seiner Zigarette und wartete.”
- Fantasy und Science-Fiction: Diese Genres profitieren von Adjektiven und Adverbien, um fremde Welten und Wesen lebendig zu machen.
- Beispiel: “Die glitzernden Türme des Palasts ragten in den kobaltblauen Himmel.”
Adjektive durch “Show, Don’t Tell” ersetzen
Eine der effektivsten Techniken im Schreiben ist das Prinzip “Show, Don’t Tell”. Statt Eigenschaften und Emotionen durch Adjektive zu beschreiben und so nur etwas zu behaupten, kannst du sie auch zeigen.
Beispiele:
- Telling: Sie war wütend.
- Showing: Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, und ihre Augen funkelten vor Zorn.
Durch diese Methode wird der Leser direkt in die Szene gezogen und kann die Emotionen der Charaktere miterleben. Gleichzeitig vermeidest du Adjektive und benutzt stattdessen starke Verben. Starke, präzise Verben können oft die gleiche Information wie ein Adjektiv, aber in einer lebendigeren und dynamischeren Weise, vermitteln. Versuchen wir es einmal mit unseren Beispielsätzen von oben.
- Ihr strahlendes Lächeln erhellte den dunklen Raum.
- Sie betrat den Raum und Mike hatte das Gefühl, als hätte jemand das Licht angeschaltet. Ihre Augen funkelten, und ihre Lippen formten ein Lächeln, das jeden Schatten vertrieb.
- Die glitzernden Türme des Palasts ragten in den kobaltblauen Himmel.
- Die Türme des Palasts funkelten im Sonnenlicht und erhoben sich gegen das tiefe Blau des Himmels.
Tipps für den bewussten Einsatz
- Überarbeiten: Streiche überflüssige Adjektive und Adverbien in der Überarbeitung. Beschränke dich auf die Haupteigenschaft und verzichte auf Adjektiv-Ketten.
- Präzision: Nutze starke Verben und Nomen. Statt zu gehen, kann deine Figur schlendern, schleichen oder hüpfen.
- Feedback: Lass andere deinen Text lesen und frage nach Feedback zu deinem Stil.
Fazit
Adjektive und Adverbien sind weder Teufelszeug noch sonst irgendwie böse. Sie sind ein legitimes Werkzeug, das gezielt eingesetzt werden sollte. Zu viele können deinen Text schwerfällig machen, während sorgfältig eingesetzte Adjektive und Adverbien deine Beschreibungen lebendig gestalten. Berücksichtige die Konventionen deines Genres und übe dich im bewussten Einsatz dieser sprachlichen Mittel. So wirst du deine Leser begeistern und deine Geschichten auf ein neues Level heben.
Bleib dran und experimentiere mit verschiedenen Stilen – Schreiben ist ein stetiger Lernprozess, und jeder Schritt bringt dich näher zu deinem Ziel. Du suchst Unterstützung? Ich berate dich gern.
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