Ich gebe es ja gerne zu, ich bin ein kleiner Kurs-Junkie. Ich stehe total auf Weiterbildungen und habe schon einiges Geld in Kurse und Seminare gesteckt. Es gibt ja auch so viele Angebote und interessante Coaches da draußen, die uns ihre Angebote anpreisen. In den letzten Tagen bin ich auf Social Media über eine Werbeanzeige gestolpert, die sich an Selfpublisher richtete. Die Botschaft lautete, etwas verkürzt, so:
„Ein Lektorat ist viel zu teuer. Deshalb kannst du unseren Kurs kaufen und wir befähigen dich, dein Buch selbst zu lektorieren.“
Natürlich wurde dabei auch erwähnt, dass ein richtiges Lektorat immer besser ist. Aber wenn das Geld vorn und hinten nicht reicht und man vielleicht gar nichts mit dem Buch verdient, dann helfen sie den gutgläubigen Autoren mit ihrem Kurs. Klingt gut, oder doch nicht? Der Preis stand natürlich nicht dabei. Da sollte man erst xyz in die Kommentare schreiben und sie hätten die Infos zugeschickt. Gut, ich habe das dann nicht ausprobiert. Aber ich gehe von einem sehr attraktiven Preis aus, denn ein Lektorat wurde überschlägig mit 1.000 bis 1.500 € beziffert. Das Ganze hat mich jedoch zum Nachdenken gebracht.
Inhaltsverzeichnis
Das Dilemma des Selbstlektorats
Mir kam ein Erlebnis in den Sinn, das verdeutlicht, wie tückisch Selbstlektorate sein können. Für eine Messe habe ich Werbematerial drucken lassen. Das Design wurde in Windeseile erstellt – ich hatte mich wirklich mindestens zehnmal (vielleicht auch öfter) damit beschäftigt. Hier noch etwas gerade gerückt, dort noch den Schrifttyp angepasst … So sah das Design dann aus:

Sicher ist es dir sofort aufgefallen. Es fehlt ein Wort!
Erst eine aufmerksame Messebesucherin machte mich darauf aufmerksam. Oh Schreck! Da waren bereits einige Exemplare in Umlauf gekommen. Wie peinlich! Wie konnte das passieren, wo ich doch so oft draufgeschaut hatte?
Tja. Weil mein Gehirn WUSSTE, was da stehen sollte, hat es das fehlende Wort einfach ergänzt.
Dieses Beispiel zeigt: Man übersieht selbst die offensichtlichsten Fehler. Hätte ich mir die Zeit genommen und das Design jemandem gezeigt, BEVOR ich den Druckauftrag erteilt habe, wäre der Fehler sehr wahrscheinlich aufgefallen. So ist es auch mit Manuskripten. Autoren kennen ihre Geschichten. Sie wissen, was sie erzählen wollen, und alles erscheint völlig logisch. Man wird betriebsblind.
Selbst professionelle Autoren holen sich Feedback und Unterstützung von erfahrenen Lektoren. Ein Herr Fitzek hat ein Lektorat. Auch Jojo Moyes, Stephen King … Die Liste ließe sich endlos fortführen. Wirf gern einmal einen Blick ins Impressum oder in die Danksagungen.
Und auch Lektoren lassen lektorieren – sofern sie selbst schreiben. Wer sein Manuskript auf Herz und Nieren prüfen lassen möchte, tut gut daran, sich Hilfe zu holen.
Wie kannst du dir teure Lektoratskosten sparen?
Bevor du auf einen vermeintlich günstigen Selbstlektorats-Kurs zurückgreifst, solltest du dein Manuskript bestmöglich vorbereiten. Denn gut vorbereitete Texte brauchen im eigentlichen Lektorat weniger Zeit – und verursachen damit auch weniger Kosten. Hier sind ein paar Tipps, wie du dein Manuskript gut für das Lektorat vorbereiten kannst:
- Struktur und Aufbau:
- Ist der Aufbau logisch und nachvollziehbar?
- Gibt es einen roten Faden?
- Fasse am besten jede Szene oder jedes Kapitel in 2-3 Sätzen zusammen.
- Sind die W-Fragen zu Szenenbeginn beantwortet?
- Sprache und Stil:
- Sind die Sätze klar und präzise formuliert?
- Vermeidest du Wiederholungen und umständliche Formulierungen?
- Schachtelsätze und Bandwurmsätze? Teile sie auf!
- Viele Adjektive und Adverbien? Prüfe, ob du sie wirklich brauchst.
- Nutzt du Show don’t tell?
- Rechtschreibung und Grammatik:
- Hast du dein Manuskript mehrfach durchgelesen?
- Hast du eine automatische Rechtschreibprüfung genutzt? Ich empfehle LanguageTool oder Duden-Mentor.
- Zeichensetzung? Gerade in Dialogen eine beliebte Fehlerquelle.
- Charaktere und Dialoge:
- Sind die Charaktere konsistent und gut entwickelt?
- Bleiben deine Charaktere logisch in ihrer Handlung. Agieren sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten?
- Haar- und Augenfarben ändern sich nicht grundlos?
- Klingt der Dialog natürlich und lebendig? Laut lesen hilft hier.
- Logik und Inhalt:
- Sind alle Fakten korrekt und gut recherchiert?
- Gibt es inhaltliche Widersprüche oder Lücken?
- Hast du ausreichende Konflikte oder plätschert die Handlung vor sich hin? Gibt es eine ausreichende Fallhöhe?
- Langweilige Szenen, die die Handlung nicht voranbringen?
- Stimmen die Perspektiven?
- Formatierung und Layout:
- Ist der Text übersichtlich formatiert? Absätze!
- Kapitelnummerierung stimmig?
- Testleser
- Nutze das Feedback von 2 – 3 Testlesenden und arbeite es ein.
Wie kannst du teure Lektoratskosten sparen?
Sicher nicht mit einem Kurs für ein Selbstlektorat. Und trotzdem gibt es Möglichkeiten, wie ein Lektorat erschwinglich(er) werden kann:
- Sorgfältige Vorbereitung: Bearbeite dein Manuskript so gründlich wie möglich, bevor du einen Lektor einschaltest.
- Teil-Lektorate: Nutze ggf. nur Teillektorate für bestimmte Abschnitte, die dir besonders wichtig sind.
- Feedback von Schreibbuddys: Hole dir Meinungen von anderen Autoren oder Testlesenden.
- Ratenzahlungen: Informiere dich, ob Ratenzahlungen möglich sind, um die Kosten zu verteilen.
- Kostenbewusste Angebote: Suche nach Lektoren, die speziell auf Selfpublisher ausgerichtet sind und erschwingliche Preise anbieten.
Ich gestalte meine Preise so, dass sie auch für Selfpublisher tragbar sind. Falls du unsicher bist, ob dein Manuskript schon reif für ein Lektorat ist, biete ich ein kostenloses Probelektorat mit einer Ersteinschätzung an. Du erhältst einen Einblick in meine Vorgehensweise und ein erstes Feedback, ob dein Manuskript reif für den nächsten Schritt ist. Besteht noch Überarbeitungsbedarf, sage ich auch das offen und ehrlich, denn auch ich möchte, dass du am Ende zufrieden mit deinem Roman bist.
So verlockend ein Selbstlektorat erscheinen mag, investiere lieber etwas Zeit in eine gründliche Überarbeitung deines Manuskripts und hole dir Feedback von anderen. Und wenn es dann so weit ist, dass ein professionelles Lektorat nötig ist, gibt es auch kostengünstige und flexible Angebote, die dir weiterhelfen.
Es gibt also keine Abkürzung zum perfekten Manuskript – nur den richtigen Mix aus Eigenleistung und professioneller Unterstützung. Bleib dran und viel Erfolg bei deinem Schreibprojekt!
