
Recht bald spüren Autor:innen die ersten Konsequenzen, wenn sie nicht an ihren Geschichten schreiben. Vielleicht geht es auch dir so. Das Leben kommt dazwischen, vielleicht hast du keine Lust und der Ausflug ins Kino klingt viel verlockender, als sich schon wieder vor den Laptop zu setzen und um jedes einzelne Wort zu ringen. Ob freiwillig oder nicht. Ob aus Zeitmangel, Selbstzweifeln oder weil das Leben dazwischenkommt. Immer wieder gibt es Pausen, in denen Autoren nicht schreiben. Aber was genau passiert, wenn du nicht schreibst? Welche Konsequenzen hat es für dich, deine Figuren und deine Geschichte? Darum geht es in diesem Artikel.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Wenn du nicht schreibst, wirst du nie wissen, ob du das Zeug dazu hast
- 2. Du verpasst die Chance, dich durch das Schreiben weiterzuentwickeln
- 3. Deine Figuren werden sich schmollend in eine Ecke zurückziehen
- 4. Dein Kreativmuskel verkümmert, wenn du nicht schreibst
- 5. Deine Botschaft bleibt ungehört
- 10 Tipps, um dranzubleiben und nicht aufzuhören zu schreiben
- Wenn es dein Herzenswunsch ist, dann schreib!
- Du brauchst Unterstützung?
1. Wenn du nicht schreibst, wirst du nie wissen, ob du das Zeug dazu hast
Das Offensichtliche zuerst: Wenn du nicht an deiner Geschichte schreibst, wirst du niemals das Wort „ENDE“ unter dein Manuskript setzen. Du wirst ewig daran zweifeln, ob du es vielleicht doch geschafft hättest. Dieses Unwissen wird möglicherweise an dir nagen und dich begleiten. Du wirst andere sehen, die es geschafft haben, die ihr Buch voller Stolz in die Kamera halten. Vielleicht sind es Leute aus deiner Schreibgruppe, vielleicht Fremde. Du wirst niemals wissen, ob du Menschen hättest begeistern können – vielleicht sogar den erhofften Verlagsvertrag ergattert hättest.
Viele Dinge sind möglich, aber du wirst es niemals wissen.
2. Du verpasst die Chance, dich durch das Schreiben weiterzuentwickeln
Einen Roman zu schreiben, ist so viel mehr, als zum Schluss einen Stapel gedruckter Seiten zwischen zwei Pappdeckeln in der Hand zu halten. Es ist ein langer, ein mühsamer – aber auch freudvoller Weg. Das Schreiben fordert dich heraus und oft wirst du dich fragen: „Ist es das wert?“. Ich möchte dir versichern: Das ist es!
Du wirst lernen, über einen langen Zeitraum ein Ziel zu verfolgen. Du wirst unglaublich viel Wissen ansammeln – über das Schreibhandwerk, über deine Stärken und Schwächen und darüber, wie du funktionierst. Du lernst, welche Bedingungen du brauchst, um kreativ und fokussiert zu arbeiten. Welche Hilfsmittel du brauchst und an welchen Punkten du Gefahr läufst, dich zu verzetteln. Du wirst mutiger werden, über dich hinauswachsen und dich Dinge trauen, die du zuvor niemals für möglich gehalten hättest. Und auch wenn es jetzt vielleicht absolut undenkbar scheint, wirst du vielleicht irgendwann dein Gesicht für ein Foto oder sogar ein Video in die Kamera halten, dich auf eine Messe trauen oder sogar eine Lesung halten.
Und nicht zuletzt wirst du Menschen begegnen, die das Schreiben genauso lieben, wie du. Menschen, die vor den gleichen Herausforderungen stehen und die es keineswegs komisch finden, wenn du Gespräche mit deinen Figuren führst.
3. Deine Figuren werden sich schmollend in eine Ecke zurückziehen
Als ich vor Jahren meine Autorenausbildung machte, predigte uns unsere Mentorin Lea Korte immer wieder, dass wir täglich mindestens eine Seite schreiben sollten. Wir haben damals sogar einen symbolischen Vertrag unterschrieben. Ich gebe zu, ich habe mich nicht immer daran gehalten, aber gerade am Anfang war dieser Rat unfassbar wertvoll. Denn schreiben wir jeden Tag nur eine Seite (das entspricht bei einer Normseite etwa 250 Wörter), haben wir nach einem Jahr 365 Seiten. Einen ganzen Roman! Gut, natürlich muss dann noch überarbeitet werden, aber tun wir mal so, als wären wir dann tatsächlich fertig und plötzlich scheint dieses große Vorhaben „einen Roman zu schreiben“ gar nicht mehr so illusorisch.
Leas Konzept hat einen sehr simplen Grund: Wir sind durch die tägliche Seite gezwungen, uns täglich mit unseren Figuren und unserer Geschichte auseinanderzusetzen. Je länger wir das vor uns herschieben, desto mehr vergessen wir. Wir brauchen immer länger, um uns wieder einzulesen und in die Geschichte hineinzufinden, in den Ton, in die Handlung. Wir bauen keine Routinen auf und ohne diese wird es für die meisten unmöglich, ein so großes Projekt umzusetzen. Denn irgendwas ist doch immer. Die Arbeit, der Haushalt, dein Partner oder Partnerin, Kinder, Freunde … Die Liste ist endlos und manchmal ist es schon faszinierend zu beobachten, wie laut der Abwasch rufen kann.
Und tatsächlich passiert es, dass wir den Zugang zu unseren Figuren verlieren, je länger wir nicht schreiben. Sie ziehen sich schmollend zurück. Du hörst sie nicht mehr flüstern, sie tauchen nicht mehr in deinen Tagträumen auf, und ihre Dialoge verstummen. Die Verbindung wird dünner, zerbrechlicher. Wenn du dann zurückkehrst, musst du sie erst wieder neu kennenlernen, fast so, als würdest du ihnen zum ersten Mal begegnen. Dafür muss man einiges an Aufwand betreiben, was durchaus frustrierend sein kann.
Wenn auch du es nicht täglich schaffst, suche den kleinstmöglichen Kompromiss. Für mich war es, die Wochenenden auszulassen. Die zwei Tage Pause helfen mir einerseits, die kreativen Akkus wieder aufzuladen, denn tatsächlich kann man sich auch leer schreiben. Andererseits bin ich immer noch nah genug an der Geschichte, um zügig wieder reinzukommen.
Auch heute noch schreibe ich nicht an den Wochenenden und auch das Lektorat hält diese Pause strikt ein. Ich weiß, dass ich nur mit diesen Pausen dauerhaft funktioniere und mir die Freude an der Arbeit bewahren kann.
4. Dein Kreativmuskel verkümmert, wenn du nicht schreibst
Ich halte Kreativität nicht für eine besondere Gabe. Da ist nichts Geheimnisvolles dran. Ganz im Gegenteil bin ich davon überzeugt, dass jeder Mensch kreativ ist und wenn ich das Spiel noch junger Kinder beobachte, sehe ich mich in dieser Annahme bestätigt. Kreativität definiert sich nicht dadurch, dass wir schreiben wie Goethe, komponieren wie Chopin oder spielen wie Benny Carter. Kreativität ist die Fähigkeit, Neues zu schaffen und originelle Ideen zu entwickeln.
Indem du schreibst, trainierst du deine Fähigkeiten. Deinen Wortschatz, deine Fähigkeit, Vergleiche und Sprachbilder zu erschaffen. Du schärfst deine Möglichkeiten, Dinge zu beschreiben und eine Dramaturgie für deine Geschichte zu entwickeln.
Aber was passiert mit einem Geiger, der sein Instrument nicht mehr anrührt? Was mit einem Maler, der nicht mehr zu Tusche und Farbe greift? Richtig! Das theoretische Wissen bleibt, doch die praktischen Spielfähigkeiten rosten ein. Die Finger des Musikers werden nicht mehr so flüssig über die Saiten fliegen und die Pinselführung des Malers weniger sicher sein. Wenn du nicht schreibst, werden deine Ideen bald nicht mehr fließen. Dein Sprachgefühl entwickelt sich nicht weiter und es wird dir schwerer fallen, die Worte auf’s Papier fließen zu lassen.
Schreiben lernt man nur durch Schreiben.
Unbekannt
5. Deine Botschaft bleibt ungehört
Die Welt ist voll von Stimmen, Geschichten, Botschaften – und trotzdem fehlt etwas, wenn du schweigst. Denn so wie du sie erzählen würdest, erzählt niemand deine Geschichte. Dein Blick auf die Dinge, deine Sprache, deine Gedanken, deine Erfahrung: All das gibt es nur einmal. Wenn du nicht schreibst, fehlt ein Ton in diesem großen, vielstimmigen Chor. Die Welt wird ein kleines Stück leiser. Vielleicht weniger bunt.
Du weißt nie, wer deine Geschichte gebraucht hätte – wer sich darin wiedergefunden, wer sich verstanden gefühlt, wer sich getröstet oder ermutigt gefühlt hätte. Vielleicht hätte sie jemanden zum Lachen gebracht. Oder sie hätte ein Gespräch ausgelöst. Vielleicht sogar etwas verändert. Aber das passiert nur, wenn du schreibst. Wenn du es nicht tust, bleibt das alles bloß eine Möglichkeit. Und Möglichkeiten, die nie gelebt werden, verschwinden irgendwann. Wenn du nicht schreibst, geht etwas verloren, das nur du hättest geben können.
10 Tipps, um dranzubleiben und nicht aufzuhören zu schreiben
- Schreibe möglichst regelmäßig, auch wenn es nur eine Seite ist. Etabliere Routinen. Und nutze Wartezeiten.
- Suche dir eine Schreibgruppe oder einen Schreibbuddy – gemeinsam lässt sich die Motivation besser halten und Ausreden schwinden schneller.
- Finde heraus, wann und wo du am besten schreiben kannst: Ruhe, Café, Musik – was bringt dich in den Flow?
- Gib dem inneren Kritiker während des Schreibens keine Bühne – der hat später noch genug Zeit.
- Beobachte genau, was dir beim Schreiben hilft und was dich ablenkt, und gestalte deine Schreibzeit danach.
- Erlaube dir Pausen, wenn du sie brauchst, aber halte sie kurz, damit du schnell wieder in die Geschichte findest.
- Mach dir klar, warum du schreiben willst – dieser Antrieb ist dein stärkster Motor.
- Lass dich von kleinen Erfolgen motivieren – jeder Satz bringt dich deinem Ziel näher. Halte deine Erfolge fest.
- Schreibratgeber, Workshops und Kurse sind wertvoll – doch nutze sie nicht als Ausrede, nicht zu schreiben.
- Trau dich, Fehler zu machen und nicht perfekt zu sein. Nicht jeder Schreibtag ist gleich. Auch das gehört dazu.
Wenn es dein Herzenswunsch ist, dann schreib!
Wenn du diese Geschichte wirklich schreiben möchtest, wenn es dein Herzenswunsch ist, sie aufzuschreiben, dann tu es. Lass dem inneren Schweinehund keine Chance und biete dem inneren Kritiker keine Bühne (den brauchst du später noch, aber während des Schreibens darf er schweigen).
Suche dir eine Schreibgruppe oder einen Schreibbuddy, wenn dich das unterstützt und du dich so weniger alleine fühlst. Vielleicht hilft es auch, weniger Ausflüchte zu finden, wenn du weißt, dass dein Partner gleich im Videocall auf dich wartet. Solche Verpflichtungen können manchmal Wunder wirken.
Beobachte dich genau und vielleicht möchtest du auch für eine gewisse Zeit Tagebuch führen. Unter welchen Bedingungen kannst du gut schreiben? Brauchst du Ruhe? Oder schreibst du gern im Café? Hilft dir Musik dabei, in die richtige Stimmung zu finden, oder lenkt sie dich ab? Bist du der Morgenschreiber und stellst dir gern früher den Wecker? Oder verzichtest du lieber auf deine Abendserie?
Mach dir bewusst, warum du diese Geschichte schreiben möchtest und welche Opfer du dafür bereit bist zu erbringen. Dein Roman schreibt sich eben nicht mal schnell nebenbei – aber es ist möglich. Auch ohne KI.
Du brauchst Unterstützung?
Du brauchst Unterstützung bei deinem Romanprojekt?
Ich begleite dich gern bei deinem Herzensprojekt – ob als Schreibbegleitung auf dem Weg zum ersten Entwurf oder mit einem Lektorat für den letzten Schliff.
Melde dich einfach über das Kontaktformular und erzähle mir etwas über deine Geschichte. Ich freue mich darauf, mehr darüber zu erfahren.

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