
Kennst du das auch? Zweifel und Ängste, die einen nicht loslassen und vom Schreiben abhalten? Auch ich kenne die Zweifel und schiebe dann den Zeitfaktor vor.
Ich habe keine Zeit zum Schreiben. Manchmal stimmt das auch und das ist auch völlig in Ordnung. Wenn dein Leben gerade andere Dinge von dir verlangt, du andere Prioritäten setzen willst oder musst, dann ist vielleicht gerade nicht der richtige Zeitpunkt, um an deinem Schreiben zu feilen. Dann entscheide dich bewusst dafür, dass gerade andere Dinge im Fokus stehen.
Ganz oft treiben wir aber auch durch den Alltag. Prokrastinieren, obwohl wir doch diesen Traum von unserem Buchen haben. Wir vermeiden, was wir eigentlich lieben, weil unsere Ängste uns daran hindern wollen, aus dem Gewohnten, der vermeintlichen Sicherheit, herauszutreten. Wenn ich nicht schreibe, kann auch niemand sagen, dass es Mist ist.
Kleine Schreibimpulse helfen dir, den inneren Kritiker zum Verstummen zu bringen. Wenn du die Entscheidung für dein Schreiben bewusst getroffen hast, dann gilt der Satz „Ich habe keine Zeit“ nicht. Du brauchst nur 5 bis 15 Minuten und die gibt es immer. Keine Ausreden, einfach ins Tun kommen. Es geht nicht darum, den perfekten Text zu produzieren. Hier darfst du dich ausprobieren. Stelle dir einen Timer, schnappe dir deinen Laptop oder Papier und Stift und lege los. Wenn du nach der Übung weiterschreiben möchtest, go for it! Wenn nicht, völlig in Ordnung. Du kannst dir gewiss sein, dass du auch in dieser kurzen Zeit deinen Schreibmuskel, deine Kreativität, bereits trainiert hast.
Ist nur ein Bild vorgegeben, dann nutze dieses als Schreibanlass und lass deiner Fantasie freien Lauf.
Fangen wir also gleich an!
- Beschreibe das Gefühl von Regen auf der Haut.
- Schreibe aus der Perspektive einer Staubfluse unter einem Sofa.
- Schreibe einen Dialog, ohne Redebegleitsätze wie „sagte er“ oder „antwortete sie“ zu benutzen.
- Erzähle einen ganz normalen Tag aus der Sicht eines Hundes.
- Setze folgenden Satz fort: „Als ich heute die Tür öffnete, stand ein Känguru auf der Schwelle.“
- Erzähle Rotkäppchen neu – angesiedelt in einer futuristischen Welt.
- Beschreibe einen Geruch, der dich an deine Kindheit erinnert.
- Schreibe eine Szene, in der jemand eine wichtige Entscheidung treffen muss – aber niemand darf sprechen.
- Schreibe aus der Perspektive einer alten Eiche im Stadtpark.
- Erfinde ein kurzes Gespräch zwischen einer vergessenen Socke und einem verlorenen Handschuh.
- Beschreibe, wie sich Aufregung körperlich anfühlt, ohne das Wort „aufgeregt“ zu verwenden.
Diese Übung kannst du auch mit anderen Gefühlen durchführen. Traurigkeit, Glück, Zuneigung … - Schreibe die erste Begegnung zwischen zwei Figuren, die sich sofort hassen.
- Verfasse einen Liebesbrief – aus der Sicht eines Roboters.
- Schreibe eine Szene, in der jemand einen Brief findet, der nie an ihn adressiert war.
- Beschreibe den Klang einer Stadt in einer einzigen Nacht.
- Erzähle einen peinlichen Moment – aus der Sicht eines Gegenstands im Raum.
- Setze diese Zeile fort: „Ich wusste, dass es ein Fehler war, als ich das dritte Mal auf die Tür klopfte.“
- Beschreibe den Moment, in dem ein längst vergessener Freund wieder auftaucht.
- Schreibe eine Szene, in der es ständig regnet – ohne das Wort „Regen“ zu verwenden.
- Schreibe aus der Sicht eines Briefkastens, der alles gesehen hat.
- Versetze eine bekannte Märchenfigur in die heutige Großstadt.
- Beschreibe, wie es sich anfühlt, barfuß über glühenden Sand zu laufen.
- Erfinde ein neues Ritual für den Beginn eines Tages und beschreibe es.
- Schreibe eine Szene, in der zwei Figuren einander nicht verstehen können – aufgrund von Sprache oder Kultur.
- Schreibe eine Szene, die nur aus Geräuschen besteht – keine sichtbaren Eindrücke!
- Beschreibe eine Feier, bei der niemand wirklich glücklich ist.
- Setze diese Szene fort: „Mitten im Einkaufszentrum öffnete sich plötzlich der Boden.“
- Beschreibe die Geräusche einer verlassenen Wohnung.
- Schreibe eine Szene, in der sich jemand in einer vollkommen fremden Welt wiederfindet – und nur ein einziges vertrautes Objekt besitzt.
- Beschreibe den Geschmack von Kürbissuppe.
- Schreibe eine Szene und verwende möglichst viele verschiedene Sinneseindrücke.
- Beschreibe, wie sich kalter Marmor unter nackten Füßen anfühlt.
- Schreibe eine Szene, die nur aus Geräuschen besteht – keine sichtbaren Eindrücke!
- Erzähle einen Moment, in dem jemand etwas Unerwartetes schmeckt.
- Beschreibe einen Raum, den du nur ertasten darfst – ohne zu sehen oder zu hören.
- Schreibe eine Szene aus der Sicht einer Figur, die plötzlich nichts mehr riechen kann.
- Male mit Worten den Geschmack von frisch gebackenem Brot.
- Schreibe eine Szene und verzichte auf Relativsätze.
- Streiche in einer Szene alle Adjektive und lass den Text auf dich wirken. Welche Adjektive fügst du wieder ein?
- Erzähle, wie sich der Wechsel von warmer Sonne in kalten Schatten auf der Haut anfühlt.
- Beschreibe eine Szene bei dichtem Nebel.
- Sammle Wörter. Lege dir eine Liste zu verschiedenen Wortfamilien und Themenbereichen an. Das können Synonyme zum Wort „gehen“ sein. Oder zum Thema Wald, Küche, Garten …
- Schreibe dir bestimmte Formulierungen oder Wörter aus einem Buch heraus, das du gerade liest und die dir besonders gut gefallen.
- Nimm eine bereits geschriebene Szene/einen Absatz und verändere Perspektive und/oder Zeit. Die 3. Person könnte zum Ich-Erzähler werden. Präteritum zu Präsens oder Futur. Wie wirkt der Text jetzt auf dich?
- Lies einen kurzen Zeitungsartikel oder Blogpost und schreibe ihn in einem anderen Tonfall um: z.B. humorvoll, melancholisch oder übertrieben dramatisch.
- Suche dir eine Lieblingsszene aus einem Buch oder Film und schreibe sie in einem völlig anderen Genre neu – z.B. als Thriller, Science-Fiction oder Komödie.
- Erstelle eine Liste mit ungewöhnlichen Vergleichen und Metaphern. Beginne mit einem einfachen Satz wie: „Wut ist wie …“ oder „Geduld fühlt sich an wie …“ und finde kreative Bilder.
- Schreibe eine Szene doppelt: einmal extrem ausführlich mit vielen Details, einmal extrem knapp und reduziert. Vergleiche die beiden Versionen – welche Stimmung entsteht jeweils?
- Nimm einen kurzen Text und ersetze jedes zweite Substantiv durch ein Synonym oder ein verwandtes Wort. Lies dann beide Versionen im Vergleich: Wo ändert sich die Stimmung oder Bedeutung?
- Schreibe einen inneren Monolog einer Figur – zuerst nüchtern und knapp, dann emotional aufgeladen und ausschweifend. Spüre nach, wie sich die Erzählstimme verändert.